Imp-4 Innerparteiliche politische Bildung – Grundverständnis und Annahmen

Ausgangslage

Die Sozialdemokratie befindet sich in einer herausfordernden Lage: Vergleichsweise niedrige Wahlergebnisse stehen mancherorts neben einem Mangel an Menschen, die als Kandidat*innen für die SPD antreten wollen. Zugleich ist die SPD in Niedersachsen 2021 herausgefordert, ihre kommunalpolitische Basis zu verteidigen. Zeitgleich gewinnen wir nichtsdestotrotz Neumitglieder und benötigen für sie Strategien der mittel- und langfristigen Einbindung. Wir müssen weiter einen Erneuerungsprozess orchestrieren und brauchen dafür inhaltliche und organisationspolitische Kompetenzen.

 

Grundsätze

Der SPD-Bezirk Hannover sieht die innerparteiliche politische Bildung als eine Kernaufgabe der eigenen politischen Arbeit an. Das Bildungshandeln im SPD-Bezirk Hannover blickt nicht grundlos auf eine lange Tradition zurück. Die Grundsätze unserer Bildungsarbeit sind seither:

  • Wir arbeiten mit einem beteiligungsorientiert-emanzipatorischen Bildungsverständnis – Alle Seminarangebote, die wir selbst oder in unserem Netzwerk durchführen, sind einem beteiligungsorientierten, emanzipatorischen Bildungsverständnis verpflichtet, das Menschen vorrangig ermächtigt und stärkt in ihren Kompetenzen und Kenntnissen. In diesem Sinne verbinden wir die inhaltliche und fachliche Diskussion mit der Befähigung von Menschen, sich in Partei und Gesellschaft im Sinne von Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität zu organisieren.
  • Wir arbeiten subsidiär mit den Gliederungsebenen der Partei – Unsere Bildungsarbeit richtet sich nach den Prinzipien von „unten vor oben“ und einer gezielten Ermächtigung von Menschen: Wir wollen die Genossinnen und Genossen dazu befähigen, selbst sich und die Partei zu entwickeln. Wir stellen sicher, dass Vorstandsmitglieder Weiterbildungsangebote für ihre Arbeit erhalten und stärken insbesondere die Zusammenarbeit mit den Bildungs- und Mitgliederbeauftragten der Partei.
  • Wir nutzen die Expertise innerhalb der Partei – In der Bildungskommission des SPD-Bezirks Hannover diskutieren wir aktuelle Herausforderungen und Angebote der politischen Bildung. Dazu laden wir Genossinnen und Genossen mit Expertise und Motivation auf dem Feld der politischen Bildung zur aktiven Mitarbeit in dem Gremium ein. Die vom Bezirksvorstand eingerichtete Arbeitsgruppe aus Vorstandsmitgliedern und berufenen Expertinnen und Experten begleitet die Arbeit des Bildungsreferenten und berät über neue Formen und Themen der politischen Bildungsarbeit der Partei.
  • Wir arbeiten im Netzwerk mit Kooperationspartnern – Die Bildungsarbeit wird bei uns kooperativ vernetzt. Der SPD-Bezirk Hannover trägt, berät und bewirbt die unabhängige und gemeinnützige Arbeit der Politischen Bildungsgemeinschaft Niedersachsen e.V. Die Arbeit in einem festen Netzwerk von Bildungspartnern (PBN, Friedrich-Ebert-Stiftung und Bildungs- und TagungsZentrum HVHS Springe e.V.) ist dabei ein wesentlicher Erfolgsgarant. Neben dieser kooperativen Struktur führt der SPD-Bezirk Hannover eigene Bildungsveranstaltungen und Moderationen durch, soweit diese nicht-öffentlich und spezifisch für die SPD sind.

Thesen

Politische Bildung für Genossinnen und Genossen sollte sich stets ausrichten und konzeptionell anlehnen an die Grundwerte der Sozialdemokratie. In diesem Sinne verpflichten Freiheit, Gerechtigkeit und Solidarität die politische Bildung im SPD-Bezirk Hannover und spornen an für die Zukunft:

  • Freiheit – Politische Erwachsenenbildung verstehen wir als offenes Angebot an Genossinnen und Genossen. Für ausgewählte Zielgruppen halten wir spezielle Bildungsangebote bereit und ermöglichen diverse Zugänge und Lern-Möglichkeiten: eintägige Ruf-Seminare und Workshops am Ort stehen neben mehrtägigen Seminaren und Bildungsurlaub, die Raum für Selbsterfahrung und thematische Vertiefung ermöglichen. Online-Lernformate (Webinare) eröffnen kurzweilige Informationen und Austausch von zuhause oder unterwegs.
  • Gerechtigkeit – Wir wollen allen Genossinnen und Genossen grundsätzlich die Teilhabe an politischer Bildung ermöglichen. Aus finanziellen Gründen soll niemand von den Angeboten der innerparteilichen politischen Bildung ausgeschlossen werden. Deswegen gewährleistet der SPD-Bezirk weiterhin eine moderate Preisgestaltung der Bildungsangebote.
  • Solidarität – Im Bundesgebiet ist der SPD-Bezirk Hannover in der Bildungsarbeit sehr gut aufgestellt. Diese Stärke wollen wir dazu nutzen, strukturschwächeren Bezirken und Landesverbänden der SPD als Patin zur Seite zu stehen. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“ beinhaltet das insbesondere die Einladung, an unseren „Train the Trainer“-Reihen zu partizipieren, um Teamerinnen und Teamer für die politische Bildung fortzubilden. Nach innen setzt sich der SPD-Bezirk Hannover zugleich für eine solidarische Finanzierung von politischen Bildungsinhalten in Niedersachsen durch alle Bezirke sowie durch den SPD Landesverband ein. Die Kosten für Seminare und Workshops sollten nach einem gerechten Schlüssel auf alle Akteure in Niedersachsen verteilt werden.
  • Grundwerte müssen immer neu verhandelt werden – Damit möglichst viele Menschen Grundwerte anerkennen und ihr Handeln daran ausrichten, braucht es einen demokratischen Aushandlungsprozess. Diese Erkenntnis lässt sich auf die politische Bildung im SPD-Bezirk Hannover übertragen: Über politische Gremien hinaus vermag die politische Bildung Orte zu schaffen, an denen inhaltlich (wieder) über Grundwerte und ihre politische Auslegung diskutiert wird. Programm- und Politikwerkstätten könnten zukünftig Genossinnen und Genossen über die Bezüge von Ortsvereinen oder Arbeitsgemeinschaften hinweg in eine Diskussion bringen. Diese Resonanzräume laden ganz bewusst Interessierte aus den so genannten Vorfeld-Organisationen der Sozialdemokratie ein – darunter die Arbeiterwohlfahrt und Gewerkschaften.

 

Politische Bildung im SPD-Bezirk Hannover kann somit Einzelne in ihrer politischen Entwicklung fördern sowie im Interesse der SPD einen Beitrag leisten für eine zeitgemäße politische Ehrenamts- und Personalentwicklung durch Fort- und Weiterbildung.