V- Die Verkehrswende auch auf der Schiene zwischen Hannover und Hamburg realisieren

Die Niedersächsische Landesregierung wird aufgefordert, den Bestandsausbau und wenn notwendig auch Neubau von Schieneninfrastruktur auf der Verbindung Hamburg – Hannover so zu unterstützen, dass diese die notwendigen Kapazitäten für eine erfolgreiche Verkehrswende und den Deutschlandtakt erfüllen. 

Um diese beiden Anforderungen zu erfüllen, präferiert der SPD-Bezirk Hannover dabei den bestandsfernen Streckenneubau.

Begründung:

Jeder der schon mal von Hamburg nach Hannover den Schienenverkehr genutzt hat, kennt die altbekannten Probleme dieser Strecke. Seien es Zugausfälle, Überholungen durch den Fernverkehr, oder massiv verspätete Regionalverkehrszüge. Die Strecke ist zu 147% ausgelastet und zählt damit zu den meistbelastendsten Zugstrecken in ganz Deutschland. Aus diesem Grund hat sich das Land Niedersachsen mit dem Bund dazu entschieden die Strecke 2029 für ein Jahr zu sperren und komplett zu sanieren (Generalsanierung). Diese Entscheidung unterstützen wir ausdrücklich, da sie zur Entlastung der Strecke beiträgt. Gleichzeitig ist schon heute klar, dass diese Sanierung alleine nicht dafür sorgen wird, dass mehr Verkehr auf die Schiene verlagert wird. Die notwendigen Schienenkapazitäten für die Verkehrswende im Güter- und Personenverkehr sowie die Fahrzeiten für den Deutschlandtakt auf der weit überregional wichtigen Strecke Hamburg – Hannover können nach dem aktuellen Stand der Pläne nur durch den bestandsnahen Ausbau mit Ortsumfahrungen oder den Bestandsfernen Neubau erreicht werden. Aus den Daten des Trassenvergleichs ergibt sich, dass der bestandsferne Neubau via Soltauer Heide und Celle mit Abstand die sinnvollste Variante ist. Deshalb halten wir es für essentiell, neben der Generalsanierung und kleineren Ausbauten auf der Bestandsstrecke ebenso einen bestandsfernen Neubau auf dieser Strecke anzustreben. 

 

Soziale Gerechtigkeit: 

Ein Bahnanschluss sorgt auch für soziale Teilhabe. Im Rahmen des Neubaus wird zum einen erheblich mehr Kapazität auf der bestehenden Strecke zwischen Hamburg und Hannover frei, wodurch mehr und insbesondere pünktlicher Nahverkehr verwirklicht werden kann. Zum Anderen können durch einen Neubau Ortschaften an die Schiene angebunden werden, die zuvor noch keinen oder einen unzureichenden Anschluss hatten. Darunter fallen die Orte Soltau im Heidekreis und Bergen im Landkreis Celle. Durch das Deutschlandticket ist es bereits jetzt kostengünstiger geworden den ÖPNV zu nutzen und durch den Neubau würde es vor allem für Familien auf dem Land, die sich kein Auto leisten können möglich werden, soziale Teilhabe zu gewährleisten um z.B. zu verreisen, Freizeitaktivitäten zu nutzen oder zur Arbeit oder Ausbildung zu pendeln. Ebenfalls würde dies für Student*innen einen Vorteil mit sich bringen, denn dadurch wäre es möglich von zuhause aus zur Hochschule zu pendeln ohne einen Umzug mit angespannten Mietmarkt in einer Großstadt stemmen zu müssen. Das von der Landesregierung unterstützte Schienenverkehrs Konzept 2040+ der LNVG sieht eine solche Möglichkeit des Regionalverkehrs klar vor, wodurch das Land damit ein Bekenntnis zur sozialen Gerechtigkeit im Mobilitätssektor setzten könnte. 

Klimagerechtigkeit: 

Nur eine Neubaustrecke kann es langfristig schaffen, sowohl im Güter- als auch im Personenverkehr mehr Verkehr auf die Schiene zu verlagern. Diese Verlagerung ist dringend notwendig, um die stagnierenden Emissionen im Verkehrssektor effektiv zu senken und damit Deutschlands Beitrag zum Pariser Abkommen und insbesondere zur Einhaltung des 1,5°C Ziels zu erreichen. Um diese Ziele zu erreichen, wurde von der Bundesregierung der Deutschland-Takt beschlossen. Mit ihm sollen mehr Reisemöglichkeiten, bessere Anschlüsse und kürzere Fahrzeiten möglich sein. Dieser Deutschland-Takt ist nur mit einem Neubau zwischen Hamburg und Hannover umsetzbar. Dabei dient er nicht nur Fernreisenden, sondern sorgt auch im Nahverkehr für pünktlichere und häufigere Verbindungen und gerade auch durch einen schnellen Regionalverkehr auf der Neubaustrecke für eine schnellere Fahrzeit zwischen der Heideregion und den Großstädten, was den Anreiz dazu schafft das Auto eher stehen zu lassen. Neben dem Personenverkehr werden durch den Neubau auch Kapazitäten für den Güterverkehr frei. Dies sorgt auch in diesem Bereich dafür, dass Verkehr effektiv vom LKW auf die Schiene verlagert wird, wodurch als Nebeneffekt auch die vollen niedersächsischen Bundesstraßen und Autobahnen vom LKW-Verkehr entlastet werden. 

 

Umwelt: 

Ein Neubau würde ebenso, im Gegensatz zum ebenfalls diskutierten Bestandsausbau, die Umwelt deutlich weniger belasten. Dies liegt zum einen daran, dass eine Neubaustrecke deutlich weniger Naturschutzgebiete durchschneidet als einen Ausbau der Bestandsstrecke. Zu den betroffenen Gebieten bei einem Bestand Streckenausbau zählen unter anderem die Lüneburger Ilmenauniederung mit Tiergarten, das Naturschutzgebiet Hohes Holz mit Ketzheide und Gewässern und das Naturschutzgebiet Dieksbeck. Zum Anderen wären durch einen Neubau deutlich weniger Trinkwasser-Gebiete betroffen, da entlang der bestehenden Strecke siedlungsnah viele Trinkwassergewinnungsgebiete entlang laufen. 

Wirtschaftliche Faktoren: 

Durch die bessere Anbindung der Heideregion an die Schiene ergeben sich vielfältige wirtschaftliche Potenziale. Wissenschaftliche Studien zeigen, dass bei der Schaffung einen neuen Bahnanschluss sich insbesondere auch neue Unternehmen in den Ortschaften ansiedeln. Außerdem erschließen die Bahnanschlüsse auch die Heideregion für den Tourismus vollkommen neu, da sich die Fahrzeiten zu Attraktionen wie dem Heide Park in Soltau, der Kart Bahn Bispingen oder dem Naturpark Wilseder Berg mit dem ÖPNV sehr stark verkürzen. Beide Faktoren tragen zum Wirtschaftswachstum der Regionen bei. Uns ist bekannt, dass es einen Neubau punktuell für einzelne Unternehmen in Bispingen auch Nachteile mit sich ziehen könnte, aber diese können im Zweifelsfall durch einen Dialog zwischen Bund, Land und Deutscher Bahn individuell beseitigt werden. Bereits heute ist klar, dass nur ein Neubau überhaupt haushaltsrechtlich genehmigungsfähig wäre, da allein hier das sogenannte Nutzen-Kosten-Verhältnis wirtschaftlich gesehen positiv ausfällt. Das bedeutet, dass ein Neubau die kostengünstigste Option für eine Kapazitätssteigerung der Bahnstrecke Hamburg-Hannover ist. 

Regionale Faktoren: 

Klar ist auch heute schon, dass trotz der Verlagerung eines Großteils des Fernverkehrs auf die Neubaustrecke die Städte Lüneburg, Uelzen und Celle weiterhin gemäß Deutschland Takt an den Fernverkehr angebunden bleiben. Mit einer gleichzeitigen Taktverdichtung im Nahverkehr entstehen ihnen dadurch keine verkehrlichen Nachteile. Diese würden ihnen umso mehr bei einem Ausbau der Bestandsstrecke drohen, da hierfür der Nahverkehr über Jahrzehnte baubedingt eingeschränkt sein würde. Entsprechende Beispiele zeigen z.B. Bahnprojekte zwischen Nürnberg und Ebensfeld, sowie am Oberrhein. Außerdem würden durch einen Bestands Streckenausbau die Orte Lüneburg und Uelzen massiv durchschnitten werden, da die Bebauung sehr nah an die Bestandsstrecke gerückt ist, wodurch mehr Menschen im Einzugsgebiet der Trasse von einem Umzug betroffen. Neben den schon angesprochenen Vorteilen einer Schienenanbindung des Heidekreises ermöglicht ein Neubau mit Bahnhöfen in Bergen und Soltau auch die Möglichkeit diese mit zu reaktivierbaren Schienenstrecken wie z.B. zwischen Celle und Bergen, Celle und Soltau sowie Lüneburg und Soltau zu verknüpfen. Dies eröffnet den Regionen weitere verkehrliche Vorteile und Anbindungen in größere Städte. Das Land Niedersachsen prüft derzeit die Reaktivierung dieser Strecken – eine Einbeziehung der Neubaustrecke bzw. der damit verbundenen Regionalbahnhöfe wäre eine gigantische Chance für die Verkehrswende und die Regionen vor Ort.