Wir fordern die Einrichtung von Awareness-Teams, bestehend aus zwei Menschen von denen mindestens einer eine Frau* ist, in allen SPD-Unterbezirken. Es soll auch die Möglichkeit bestehen, zwei Frauen* als Awareness-Beauftragte zu wählen. Um die Position des Awareness-Teams zu auszudrücken und zu behaupten sollen die Positionen der Awareness-Beauftragten als offizielle Vorstandspositionen in der Bezirkssatzung verankert werden.
Die Aufgabe des Awareness-Teams soll darin bestehen, eine parteiinterne Anlaufstelle für Sexismus und Diskriminierung jeder Art zu sein. Sie haben die Aufgabe Genoss*innen bei persönlichen Grenzverletzungen zu unterstützen und für das Thema zu sensibilisieren. Und dies auch auf vertraulicher Basis.
Wir fordern außerdem, dass es auf Bezirks- und Landesebene regelmäßige Schulungen und Vernetzungstreffen der Awareness-Teams der SPD-Unterbezirke gibt. Diese sollen die Awareness-Beauftragten nicht nur für ihre Aufgabe aus- und weiterbilden, sondern ihnen auch das Werkzeug in die Hand geben, Awareness-Schulungsveranstaltungen im eigenen Unterbezirk (z.B. für Funktionsträger*innen) durchzuführen. Zudem sollen die Vernetzungstreffen den Awareness-Beauftragten die Möglichkeit geben, in einem vertraulichen die eignen Aufgaben zu thematisieren und Erfahrungen auszutauschen.
Grundsätzlich sollen diese Veranstaltungen auch für die gewählten und oder benannten Awareness-Beauftragten anderer Gliederungen offen sein.
Auch wenn die Grundwerte der SPD Freiheit, Gleichheit und Gerechtigkeit sind und die Partei für Offenheit und Toleranz steht und stehen will, gibt es doch Diskriminierungen innerhalb der Partei und besonders auch innerhalb der lokalen Strukturen.
Dies ist ein Umstand, der gerne abgetan und kleingeredet wird, über den mensch sich nicht so aufregen soll. Und genau hier liegt das Problem: diese Herangehensweise sorgt nicht nur dafür, dass Menschen bei den es zu persönlichen Grenzüberschreitungen gekommen ist, sich nicht trauen diese zu thematisieren, sondern dass Menschen, die sich dies trauen, sich bloßgestellt fühlen und dazu gebracht werden ihre diesbezügliche Wahrnehmung anzuzweifeln. Denen somit klar gemacht wird, dass andere entscheiden, wann mensch sich unwohl zu fühlen hat und besonders wann nicht. In einer solchen Situation wird weder der betroffene Mensch noch seine Wahrnehmung respektiert. Und gerade so etwas sollten wir in unserer Partei nicht dulden.
Doch leider handelt es sich um Verhaltensweisen und daraus entstandene Strukturen, die sich über Jahrzehnte eingeschliffen und so normalisiert haben. So ist zum Beispiel häufig Sexismus zum inoffiziellen Bestandteil der Tagesordnung geworden. Die klingt hart, ist es aber auch. Und es ist ein Problem, dass es überall gibt, dass gewiss nicht nur auf Arbeitsgemeinschaften beschränkt ist, wie häufig argumentiert wird. Der erste Schritt um unsere Partei zu einer feministischen und diskriminierungsfreien Gemeinschaft zu machen, ist Sexismus und sonstige Diskriminierungen, die von Menschenfeindlichkeit motiviert werden, als ein existentes Problem anzunehmen und den Willen zu zeigen, dieses zu verändern. Dem müssen dann natürlich auch Taten folgen. Und eine solche erste Tat, die automatisch weitere nach sich zieht, ist die Einrichtung von Awareness-Teams.
Sie stellen eine Anlaufstelle für alle Mitglieder im Unterbezirk dar. Unabhängig von der*dem nicht feministischen Ortsvereinsvorsitzenden, der*dem Gemeindeverbandsvorsitzenden, die*der findet, dass mindestens 15 Jahre Parteierfahrung benötigt werden, um für irgendetwas gewählt zu werden oder dem Unterbezirksvorstand, dass Totschlag Argument es ist, dass „wir das ja immer schon so gemacht haben“. So wird die Hemmschwelle, eigene Grenzverletzungen (vertraulich) anzusprechen um ein vielfaches gesenkt und die betroffene Person kann sich sicher sein Unterstützung zu erhalten anstatt nur einem müden Lächeln.
Die Aus- und Weiterbildung sowie die Vernetzung der Awareness-Teams stellt zudem einen wichtigen Baustein für die erfolgreiche Arbeit dieser dar. Solche Bildungs- und Vernetzungsveranstaltungen sorgen dafür, dass die Teams gut auf ihre Aufgabe vorbereitet werden und während ihrer Tätigkeit Weiterbildungen erhalten. Auch die Vernetzung ist unverzichtbar, da die Teams so die Möglichkeit bekommen sich über ihre Erfahrungen auszutauschen, zu reflektieren was gut läuft und was besser laufen könnte. Sie bekommen in einem vertraulichen und ungezwungenen Rahmen die Möglichkeit ein solch sensibles Thema zu diskutieren, ohne den Druck zu haben, dass sie in dem Moment eine Rechenschaft ablegen müssten.
Der Bezirksvorstand hat in seiner Sitzung am 14. April 2019 eine Leitfaden zur Awareness-Arbeit verabschiedet. Dieser sieht umfängliche Maßnahmen vor, u.a. die Einsetzung eines Vertrauens-Teams durch den neugewählten Bezirksvorstand und in Zusammenarbeit mit der Bildungskommission die Entwicklung themenbezogener Veranstaltungsformate und Arbeitshilfen.