Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeit (AfA) im SPD-Bezirk Hannover fordert, dass der SPD-Bezirksvorstand sich auf Landes- und Bundesebene – insbesondere gegenüber den SPD-Landtags- und Bundestagsfraktionen – dafür einsetzt, dass nichtärztliche Gesundheitsberufe politisch und gesellschaftlich aufzuwerten. Ziel ist es, durch konkrete Maßnahmen wie faire Bezahlung, tarifliche Absicherung, bessere Arbeitsbedingungen, Mitbestimmung und Schutzrechte die Attraktivität und Zukunftsfähigkeit dieser systemrelevanten Berufsgruppen zu sichern und ihre gesellschaftliche Anerkennung nachhaltig zu stärken.
Die Arbeitsgemeinschaft für Arbeit im SPD-Bezirk Hannover fordert die SPD-Bundestagsfraktion sowie die SPD in Bund und Land dazu auf, sich bei der Umsetzung des Koalitionsvertrags und darüber hinaus für eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen, der Entlohnung und der gesellschaftlichen Anerkennung nichtärztlicher Gesundheitsberufe einzusetzen. Die Forderungen des Verbandes medizinischer Fachberufe e.V. (vmf) vom 20.06.2025 sind hierbei inhaltlich zu berücksichtigen. Konkret fordern wir:
1. Arbeits- und Lebensrealitäten ernst nehmen: Der Alltag von Medizinischen, Zahnmedizinischen, Tiermedizinischen Fachangestellten und Zahntechniker: innen ist geprägt von Mehrfachbelastung – durch Beruf, Familie und Sorgearbeit. Politische Maßnahmen zur Fachkräftesicherung müssen an der realen Lebenssituation dieser überwiegend weiblich besetzten Berufe ansetzen – durch verlässliche
Kinderbetreuung, flexible Arbeitszeiten, planbare Dienste und bezahlbaren Wohnraum in Praxisnähe.
2. Tarifbindung und faire Löhne garantieren: Die Entlohnung vieler Fachkräfte im ambulanten Gesundheitswesen liegt nur knapp über dem Mindestlohn, trotz anspruchsvoller Ausbildung und hoher Verantwortung. Wir fordern:
o flächendeckende, verbindliche Tarifverträge,
o eine spürbare Abgrenzung vom gesetzlichen Mindestlohn,
o Branchenmindestlöhne mit staatlicher Gegenfinanzierung analog zum Pflegebereich.
3. Berufliche Mitsprache stärken: Berufsgruppen wie MFA, ZFA, TFA und Zahntechniker: innen müssen strukturell in politische Entscheidungsprozesse einbezogen werden. Die SPD setzt sich dafür ein, dass ihre Berufsvertretungen Sitz und Stimme in Kommissionen, Modellprojekten und Anhörungen erhalten.
4. Rechts- und Gewaltschutz ausweiten: Beschäftigte in diesen Berufen erleben zunehmend Gewalt und Übergriffe. Der strafrechtliche Schutz ist auszuweiten, systematische Prävention zu fördern und Arbeitgeber: innen in der Schutzverantwortung klarer in die Pflicht zu nehmen.
5. Ehrenamtliche Arbeit besser anerkennen: Ehrenamtliche leisten einen wichtigen Beitrag zur Berufsbildung, Prüfungsorganisation und zur Arbeit in Berufsverbänden. Die Anhebung der Ehrenamtspauschale war ein erster Schritt – darüber hinaus soll geprüft werden, wie langjähriges Engagement rentenrechtlich besser anerkannt werden kann.
Nichtärztliche Gesundheitsfachberufe wie Medizinische, Zahnmedizinische und Tiermedizinische Fachangestellte sowie Zahntechniker: innen sind systemrelevant – in Arzt- und Zahnarztpraxen, Laboren, Kliniken und tierärztlichen Einrichtungen. Trotzdem werden sie politisch und gesellschaftlich oft nicht ausreichend wahrgenommen. Sie arbeiten unter schwierigen Bedingungen: geringe Löhne, fehlende Tarifbindung, Personalmangel, psychische und physische Belastung, zunehmende Gewalt im Berufsalltag.
Der Verband medizinischer Fachberufe e.V. (vmf) hebt in seiner Stellungnahme vom 20.06.2025 hervor, dass der aktuelle Koalitionsvertrag zwar „zahlreiche Vorhaben“ enthalte, diese aber in der
Umsetzung „hinter den Erwartungen zurückbleiben“. Der vmf stellt klar: „Fachkräftesicherung gelingt nur, wenn die Politik Maßnahmen umsetzt, die Lebenswirklichkeit der Beschäftigten ernst nehmen.“
Die Löhne vieler Fachkräfte liegen noch immer nahe am Mindestlohn, obwohl sie nach einer dreijährigen Ausbildung täglich große Verantwortung tragen. „Eine Vergütung knapp über Mindestlohn ist dieser Qualifikation nicht angemessen und würde weiterhin trotz Vollzeitarbeit zu Altersarmut führen.“ (vmf)
Zudem bleibt politische Teilhabe oft auf ärztliche und pflegerische Akteure beschränkt. Der vmf fordert zurecht: „Die Einbindung der Berufsvertretung der MFA, TFA, ZFA und Zahntechniker: innen in politische Entscheidungsprozesse […] bleibt zentral.“
Ein weiteres Problem ist die zunehmende Gewalt gegenüber Angestellten im Gesundheitswesen. „Gewalt gegen MFA, TFA, ZFA und alle anderen Gesundheitsberufe ist real und fordert systematische Prävention und strafrechtlichen Schutz.“ (vmf)
Auch das Ehrenamt verdient stärkere politische Anerkennung. Der vmf schlägt vor: „Ein zweiter guter Schritt wäre, über ein jahrzehntelanges nachweislich ehrenamtliches Engagement einen Rentenpunkt zu vergeben.“
Diese Forderungen stimmen mit den arbeits- und sozialpolitischen Zielen der AfA überein. Sie zeigen: Gute Arbeit in den Gesundheitsberufen braucht konkrete politische Maßnahmen. Die SPD muss jetzt handeln – für soziale Gerechtigkeit, sichere Gesundheitsversorgung und die Anerkennung dieser zentralen Berufsgruppen.